Planung
Zu Beginn des Projekts stand die Idee im Vordergrund, eine eigene Rakete aus Alltagsmaterialienzu bauen, bei der alle Kinder mitdenken, mitgestalten und mitbauen können. Bereits nach der ersten Vorstellung zeigten einige Kinder großes Interesse und waren begeistert von dem Vorhaben.
Die Planung erfolgte bewusst kleinschrittig und kindgerecht, um der Altersstufe der Kinder gerecht zu werden. In gemeinsamen Gesprächsrunden sammelten die Kinder zunächst Ideen für mögliche Materialien und diskutierten, wie eine Rakete überhaupt aufgebaut ist. Dabei wurde besonders darauf geachtet, dass jedes Kind seine Gedanken äußern durfte und dass alle Vorschläge wertschätzend aufgenommen wurden.Ein zentrales Kriterium war für die Kinder, dass die Rakete nicht nur ein Modell sein sollte, sondern groß genug, um tatsächlich begehbar zu sein. Die Idee, dass man in die Rakete hineingehen und sich wie ein echter Raumfahrer fühlen kann, war für viele besonders motivierend und beeinflusste maßgeblich die weitere Planung. Zusätzlich entwickelten die Kinder die Idee, die Rakete auch tatsächlich „fliegen“ zu lassen – zumindest ein kleines Stück weit. Dafür überlegten sie, einen großen Heliumballon in die Rakete einzubauen, sodass sie sich mithilfe einer Schnur leicht vom Boden heben kann.
Anschließend wurden die Ideen sortiert und ein einfacher Plan erstellt: Welche Teile braucht eine Rakete? Was könnten wir als Basis verwenden, wie gestalten wir die Spitze und wie sollen Triebwerke aussehen? Auch Überlegungen zur Stabilität, Zugänglichkeit, zur Befestigung eines Ballons und zur Dekoration spielten dabei eine Rolle. Die Kinder übernahmen unterschiedliche Aufgaben – einige waren für das Sammeln von Materialien verantwortlich, andere für das Skizzieren erster Entwürfe.
Aufbau der Rakete
Die geplanten Materialien waren leicht zugänglich und vielseitig einsetzbar. Als Basis entschieden wir uns für zwei große Kartons, an deren Seiten Röhren als Triebwerke befestigt werden sollten. Für die Raketenspitze sollte eine große Pappe geformt werden. Zum Bemalen waren Fingermalfarben vorgesehen, und die Kinder wollten mit Kleister und Zeitungspapier eine Art „Raketenhülle“ gestalten. Für die Verzierung wählten sie buntes Floristenkrepp, um der Rakete ein auffälliges und fröhliches Aussehen zu verleihen. Die Triebwerke wurden ebenfalls mit Fingermalfarbe bemalt.
Reflexion
Im Rückblick auf das Projekt „Werdet Rocketeers!“ lässt sich sagen, dass die Arbeit an der Rakete für die Kinder eine spannende, kreative und herausfordernde Erfahrung war. Dennoch verlief nicht alles reibungslos. Besonders problematisch war die zeitliche Kontinuität: Aufgrund von Unterbrechungen durch unterschiedliche Umstände war es für die Kinder stellenweise schwierig, in der Projektarbeit einen kontinuierlichen Arbeitsfluss zu entwickeln. Das führte phasenweise zu nachlassender Motivation und erhöhtem Aufwand, um sich einzufinden, bevor sie weiterarbeiten konnten. Trotz dieser Herausforderungen war besonders schön zu beobachten, dass die Kinder aber immer wieder mit Freude und Engagement in das Projekt zurückgefunden haben. Es wurde deutlich, dass sie im Laufe der Zeit ein stärkeres Durchhaltevermögen entwickelten – sie lernten, dass es sich lohnt, an einer Sache dranzubleiben, auch wenn es zwischenzeitlich schwerfällt oder man mal keine Lust hat. Dieses Durchhalten war eine wichtige Lernerfahrung, die weit über den fachlichen Kontext hinausging.
Ein Highlight war für viele Kinder die Vorstellung, dass die Rakete am Ende sogar ein Stück fliegen könnte. Ursprünglich hatten wir geplant, einen großen Heliumballon in die Rakete einzubauen, um sie mit einer Schnur ein Stück anheben zu können. Diese Idee konnte aus finanziellen Gründen leider nicht umgesetzt werden. Dennoch entstand kein großer Frust – im Gegenteil: Die Kinder fanden es mindestens genauso spannend, dass sie selbst in die Rakete hineingehen und sich wie echte Astronautinnen und Astronauten fühlen konnten. So wurde die Begehbarkeit der Rakete zu einem besonderen Erlebnis und erfüllte ihren Zweck auf ganz eigene Weise.
Ein weiterer positiver Aspekt war die intensive Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe. Die Kinder mussten gemeinsam Entscheidungen treffen, Ideen abwägen und Aufgaben aufteilen. Dabei zeigte sich, dass viele verstanden haben, wie wichtig es ist, sich gegenseitig zu unterstützen und Verantwortung zu übernehmen. Besonders eindrucksvoll war zu sehen, wie sie sich gegenseitig an Aufgaben erinnerten, sich halfen oder auch mal Kompromisse eingingen – Fähigkeiten, die im Alltag und im späteren Leben von großer Bedeutung sind.
Auch im kreativen Bereich konnten sich alle Kinder einbringen: von der Gestaltung der Außenhülle über das Malen bis zur Entwicklung erster Ideen zum Flugmechanismus – jedes Kind hatte die Möglichkeit, seine Stärken zu zeigen. Manche brachten sich gestalterisch ein, andere organisatorisch oder durch ihre handwerklichen Fähigkeiten. Das Projekt bot so eine großartige Möglichkeit zur individuellen Entfaltung. Allerdings wurde auch deutlich, dass einige Kinder anfangs Schwierigkeiten hatten, in Gruppenprozessen ihre Meinung einzubringen oder Kritik anzunehmen. Diese Herausforderungen konnten aber durch pädagogische Begleitung gut aufgefangen werden. Über die Zeit hinweg lernten viele, besser im Team zu arbeiten und ihre Rolle im Gesamtprozess zu reflektieren.
Insgesamt war das Projekt trotz der organisatorischen und finanziellen Hürden ein voller Erfolg. Die Kinder haben nicht nur eine Rakete gebaut, sondern wichtige soziale Kompetenzen trainiert, kreative Lösungen gefunden und echte Teamarbeit erlebt. Dass sie am Ende stolz vor (oder sogar in) ihrer fertigen Rakete standen, zeigt, wie wertvoll solche offenen, projektorientierten Lernformen im Schulalltag sein können.